Keine valide wissenschaftliche Bewertung der Homöopathie

Der „European Academies Scientific Advisory Council“ (EASAC) hat 2017 online eine Stellungnahme zur Homöopathie veröffentlicht („Homeopathic Products and Practices“) (2). Die Organisation vertritt die Auffassung, Homöopathie sei ausschließlich auf einen Placeboeffekt zurückzuführen. Das Ziel der Arbeit besteht nicht darin, einen objektiven Überblick über die Datenlage zur Wirksamkeit der Homöopathie zu vermitteln, sondern darin, “ … die Kritik an den gesundheitlichen und wissenschaftlichen Behauptungen über homöopathische Produkte zu verstärken …“ (7,8).

Die Stellungnahme wurde einer detaillierten Kritik unterzogen, hier eine (verkürzte) Auswahl von Gegenargumenten (7,8) :

1.
Die Veröffentlichung ist keine eigenständige Untersuchung von primären Daten. Aufgenommen werden selektiv und ausschließlich negative Studienergebnisse, sowie ebenfalls negative Stellungnahmen aus diversen, z.B. politischen, Beiträgen. Die Stellungnahme wurde online veröffentlicht, sie hat keinen Gutachterprozess durchlaufen (kein Peer-review).

2.
Das Ergebnis stand offensichtlich bereits vor Erstellung der Arbeit fest. Diese Schlussfolgerung muss aus dem Umstand gezogen werden, dass der EASAC bereits bei seinem Aufruf zur Rekrutierung von Autoren die Kernbotschaft formulierte: „ … dass homöopathische Produkte abgesehen von ihrem Placebo-Effekt unwirksam sind und dass es keine validierten Beweise für ihre Verwendung gibt. Es wird erwartet, dass die EASAC-Arbeit von diesem Ausgangspunkt ausgeht und nicht die umfangreiche Literatur neu analysiert“ („Call for experts: EASAC working group homeopathy“)

3.
Die Stellungnahme des EASAC lässt die gebotene objektive wissenschaftliche Haltung vermissen, indem beispielsweise die ehrenrührige Behauptung aufgestellt wird, dass „ … der Arzt Produkte empfiehlt, von denen er weiß, dass sie biologisch unwirksam sind. …“.

Die unterstellte biologische Unwirksamkeit wird nicht mit Fakten oder Daten begründet, sondern a priori als gegeben angenommen. Studienergebnisse aus der homöopathischen Grundlagenforschung zur Frage der biologischen Wirksamkeit werden vollständig ignoriert, es wird nicht der Versuch unternommen, diese im Rahmen einer ausgewogenen Diskussion zu bewerten.

Fazit:
Die Stellungnahme des EASAC ist überwiegend eine Zusammenfassung von negativen Meinungen über die Homöopathie – es handelt sich dabei nicht um eine valide Bewertung des insgesamt vorliegenden wissenschaftlichen Materials zur Frage der Wirksamkeit der Homöopathie. Es geht offensichtlich um den Versuch, durch die Autorität des eigenen Namens, negativen Stellungnahmen einen nachdrücklich glaubwürdigen Rahmen zu verschaffen.

Zum Beitrag:

(2)  Homeopathic products and practices: assessing the evidence and ensuring consistency in regulating medical claims in the EU. 

(3) Stellungnahme zu Statement EASAC

(4) Homeopathy Research Institute (HRI): The EASAC Statement.